BLOODCHAMBER.DE
LE GRAND GUIGNOL bedeutet übersetzt
ungefähr so viel wie „großes Kasperle“
und dient zudem als Klassifizierung von grotesken Theaterstücken
aus dem 18. Jahrhundert. Allein dies sagt schon einmal sehr
viel über die zu erwartende Musik aus, denn oftmals kann
man sich beim Hören von „The Great Maddening“
des Gefühls nicht erwehren, dass man mit verbundenen Augen
in einem spärlich beleuchteten und besuchten Raum hockt,
während auf der Bühne bizarr geschminkte Figuren ihre
verwirrenden Geschichten zum Besten geben.
Grundsätzlich lassen sich
auf diesem Zweitwerk der Luxemburger durchaus diverse Elemente
des finnischen Folk Metal finden, zumindest von den Rhythmen
her. Dies sollte man nun aber gedanklich mit bizarrem Gelächter,
wilden Sprechern und barocken Instrumenten durchmischen und
man hat ungefähr eine Vorstellung von „The Great
Maddening“. Sägende Gitarren wird man aber hier vergeblich
suchen, die elektronischen Saiteninstrumente spielen hier nämlich
nur eine untergeordnete Rolle und agieren eher im Hintergrund.
Maßgeblich beeinflussen elektronische Klänge das
Bild, die aber stets eine orchestrale sowie altertümliche
Orientierung besitzen. Gesanglich krächzt über weite
Strecken eine Art Erzählerfigur seine Geschichten aus den
Boxen, unterbrochen wird er aber wie erwähnt oftmals durch
die unterschiedlichsten Figuren bzw. Geräusche.
Generell erinnert der Sound von
LE GRAND GUIGNOL an die innovativen DIABLO SWING ORCHESTRA,
trotz allem überschreiten die Luxemburger aber niemals
eine gewisse Grenze, die sie einerseits zwar etwas braver und
weniger experimentell erscheinen lässt, andererseits dem
Album aber ein gewisses durchgängiges Konzept verpassen.
Dennoch sollte der Hörer eine große Portion Experimentierfreude
mitbringen, um mit den hier dargebotenen Songs auch klar zu
kommen. Wer schon einmal mit geschlossenen Augen durch ein Irrenhaus
gelaufen ist und die dort vorherrschende Atmosphäre eher
interessant als abstoßend fand, der sollte vielleicht
mal die „großen Kasperles“ antesten, Fans
von etwas verrückten Klängen ebenfalls. Dem Rest rate
ich eher davon ab.
Christian Rosenau
back