HEAVY HARDES
Was hat die Augsburger Puppenkiste
mit Black Metal gemeinsam? Geht man nach Google, so finden sich
immerhin fast 1000 Ergebnisse bei der Suche nach einer möglichen
Gemeinsamkeit (Keywords: "Augsburger Puppenkiste"
"black metal"). Le Grand Guignol bedeutet übersetzt
"Das große Kasperle" und ist einem typischen
französischem Puppencharakter nachempfunden. Aber was hat
jetzt diese Band mit Kasperle-Theater zu tun? Direkt zunächst
mal gar nichts. Der Name stammt von einem Pariser Theater, dem
Le Theâtre du Grand-Guignol, das allerdings 1962 das letzte
Mal die Pforten öffnete. Der letzte Direktor äußerte
dabei folgende Worte: "We could never equal Buchenwald.
Before the war, everyone felt that what was happening onstage
was impossible. Now we know that these things, and worse, are
possible in reality."
Diese Informationen sollen helfen, etwas besser die Intention
zu verstehen, die sich hinter diesem Werk, ja hinter der ganzen
Band versteckt. Das Quintett aus Luxemburg, auch bekannt unter
ihrem früherem Namen Vindsval, hat als thematischen Schwerpunkt,
gerade im Hinblick auf ihre Musik, beim Theater angesetzt und
verbindet Elemente aus dem Theater mit Elementen aus dem Black
Metal. Eine morbid-groteske Grundstimmung in den Texten wird
meist durch Growlings und gesprochene Textpassagen passend umgesetzt.
Um wirklich zu wirken, scheint es mir allerdings notwendig,
dass man mehr als nur ein paar Minuten in das Werk hineinhört,
da sich erst dann die Stimmung richtig entfalten kann.
Der Beginn des vierten Stücks "Mens Insana In Corpore
Insano" erinnert in der Stimmung sehr stark an Angizia
und auch sonst kann bei den ersten Stücken in den musischen
Elementen durchaus öfter ein Bezug zu Angizia hergestellt
werden. Allerdings liegt hierbei sicherlich keine Nachahmung
vor, sondern es begründet sich eher auf der Verbindung
entsprechen morbider Themen mit der dazu passenden grotesken
Stimmung, die eben nicht beliebig erzeugbar ist.
Wer psychisch labil ist, sollte diese Musik eher nicht konsumieren.
Ansonsten bietet sich mit diesem Werk für Freunde der schwarzen,
grotesken und morbiden Freuden ein wahrer Hörgenuss. Es
ist geprägt von gelungener kompositorischer, beinahe schon
dramaturgischer Stimmung und gekonnt in Szene gesetzt. Und wen
bei Angizia die extreme Form der sprachlichen Darbietung nervt,
aber ansonsten gerade an solcher Musik besonderen Gefallen gefunden
hat, muss diese Scheibe einfach Probe hören. Viel Spaß
dabei.
Anspieltipps: "Mens Insana In Corpore Insano", "The
Healing Process"
Sophos
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